Sizilien, der Südosten: Vulkanfreie Zone

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Mal ehrlich, jeder, der „Sizilien“ hört, denkt sofort an den Ätna.  Und vielleicht noch an den Stromboli, auf jeden Fall aber sofort an Vulkane. Ging mir genauso, und weil der Ätna gerade mal wieder fiese Rauchwolken von sich gab, als wir unseren Sizilien-Urlaub planten, haben wir darauf geachtet, echt weit weg von dem qualmenden Riesen zu landen. Das heißt, gelandet sind wir genau genommen recht nah dran, nämlich in Catania, aber von da aus war es noch eine anderthalbstündige Autofahrt quer über die Insel bis zu unserem Ziel Marina di Ragusa.

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Was uns vorher zwar bekannt, in letzter Konsequenz aber nicht wirklich klar war: Sizilien ist die größte Insel im Mittelmeer, flächenmäßig fast so groß wie Belgien. Da klappert man nicht mal eben sämtliche Sehenswürdigkeiten ab, sondern sucht sich die raus, die in weniger als 3 Sunden Autofahrt erreichbar sind! In unserem Fall waren das die Barockstädte Syrakus, Noto und Modica und der kleine Küstenort Punta Seccha, die „Heimat“ von Andrea Camilleris Commissario Montalbano. Das hört sich jetzt für eine Woche Urlaub nicht wenig an – wenn man aber, wie wir, wettertechnisch ein wenig ins Klo gegriffen hat (will sagen, zuhause in Leipzig waren es 26 Grad – Mitte Oktober! – und auf Sizilien um die20 Grad und es hat auch mal GESCHÜTTET!), mietet man sich freudig ein Auto und erkundet die Umgebung 😉

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Altstadt von Ragusa

Bis zum Ätna war es uns tatsächlich zu weit; das wären jeweils knapp 3 Stunden Fahrt hin und zurück gewesen, und wenn man, wie der GöGa, beruflich viel im Auto sitzt, muss das im Urlaub nicht auch noch sein. Der Vulkan muss also warten, bis wir noch mal wiederkommen!

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Altes Hafenamt in Marina di Ragusa

Für uns als alte Toskana-Hasen, die von Lucca bis Grosseto fast jeden Stein kennen, war Sizilien eine Überraschung  – nicht nur der angenehmen Art: Man muss sich daran gewöhnen, dass am Straßenrand immer noch sehr viel Müll rumliegt. Da fehlt den Sizilianern echt der Sinn fürs Schöne – so ein Sofa wird einfach mal eben auf einer Parkbucht entsorgt, die Farbeimer von der letzten Renovierung gleich daneben. Wirklich schade, dass die Einheimischen so wenig Achtung vor ihrer schönen Insel haben, zumal der Tourismus auch dort eine wichtige Einnahmequelle ist! Apropos Einnahmen: Man sieht schnell, dass Sizilien nicht die reichste Gegend Italiens ist. Macht aber eigentlich nix – dafür sind die Städte reich an barocken Denkmälern!

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Duomo di Ragusa
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Giardino di Ragusa
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Barocke Kirche in Ragusa

Syrakus ist außerdem bekannt für seine antiken Ruinen – die wir aber größtenteils links liegen gelassen haben. Ich meine, wer Rom kennt, muss sich nicht mehr jedes verfallene Amphitheater am Weg anschauen, gell? Wir haben uns dafür auf die Halbinsel Ortygia konzentriert, die das historische Stadtzentrum bildet und vor allem mit ganz entzückenden kleinen Gassen und etlichen sehr netten Osterias und Trattorias überzeugt. Natürlich haben wir auch das Castello Maniace besichtigt, den Königspalast Friedrichs II. (mein Mann ist ein FAN!), und den Dom und so ziemlich jede Kirche und Kathedrale, an der wir vorbei gekommen sind!

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Piazza del duomo in Syrakus
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Barocke Kirche in Syrakus
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Eins der bezaubernden Gässchen
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Gewölbehalle im Castello Maniace – man beachte die Größenverhältnisse!
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Tor zur Gewölbehalle
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Uferpromenade in Syrakus

Noto liegt nicht allzu weit von Syrakus entfernt und ist eine der spätbarocken Städte, die zum Weltkulturerbe gehören, ebenso wie die Orte Modica und Ragusa, die alle über wunderbare barocke Kirchen und Bauwerke verfügen. Modica ist außerdem bekannt für seine spezielle Schokolade, die nach Art der Azteken kaltgerührt und nicht conchiert wird, was dazu führt, dass der Zucker sich nicht wirklich in der Kakaobutter auflöst. Die Schokolade ist weniger cremig, sondern eher crunchy. Ganz okay, aber gegen eine Lindor-Kugel (huch, Achtung WERBUNG!!!) kommt sie für mich nicht an.

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Noto

Apropos Kulinarisches: Wenn man den Sizilianern für EINE Erfindung auf den Knien danken sollte, dann für die absolut göttlichen Arancini! Das sind etwa tennisballgroße frittierte Kugeln aus Risotto mit verschiedensten Füllungen: al ragú, mit Mozzarella, Pilzen, alla Norma (Aubergine) oder sogar mit Pistazienfüllung. Sowas Leckeres! Ein Arancino reicht als kleine Mahlzeit, und ich hatte mein letztes noch kurz vor dem Abflug an der Flughafenbar. Natürlich passen die Dinger in KEINEN Diätplan (deshalb sind sie wahrscheinlich so gut…)!

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Arancino alla Norma

Auch sehr gut: Cannoli siciliani – knusprige, mit süßer Ricottacreme gefüllte Hörnchen. Darf man aber während des Aufenthalts nur einmal essen, sonst passt man auf dem Rückflug nicht mehr in den Flugzeugsitz!

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Kein Frühstück für jeden Tag!

Falls jemand gerne die Krimis von Andrea Camilleri mit Commissario Montalbano liest: Im kleinen Ort Punta Seccha kann man das Haus anschauen, dass in den Filmen das Haus des berühmten Kommissars darstellt. Ansonsten ist da aber  nicht so viel los – ach doch, in der Bar „Charlie Brown“ direkt gegenüber gab es das mit Abstand beste Pistazieneis, das ich je probiert habe – womit wir schon wieder beim Essen wären, aber was soll man in Italien sonst machen, wenn das Wetter schlecht ist?

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Montalbanos Haus

 

 

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Punta Seccha

Gegen Ende unserer Urlaubswoche wurde es dann doch noch etwas netter und wir konnten auch ein bisschen Beachlife genießen. Das Mittelmeer ist im Oktober noch angenehm warm, und laut Aussage einer dort lebenden Norwegerin kann man manchmal sogar zu Weihnachten noch baden – also, wenn man Norweger ist zumindest!

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