ISLAND für Anfänger: Der Süden und Westen

Es wird dringend Zeit, dass es hier mal wieder einen Reisebericht gibt! Schließlich heißt diese Seite ja „aufgegabelt – Foodblog & Reiseblog“. Nachdem ich es dummerweise schon versäumt habe, eine Reportage über unsere Andalusien-Rundreise im März zu schreiben, will ich Euch mit diesem kleinen Reisebericht wenigstens an unserer Reise nach Island teilhaben lassen. Um es kurz zu machen: Island ist einfach nur WOW! Ein Naturwunder jagt das nächste, und man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Nun ist es aber so, dass häufig propagiert wird, die Ringstraße, die einmal rund um die Insel führt, sei ja so bequem zu fahren und das schaffe man auch in einer Woche – also einmal rum. Dazu kann ich nur sagen: Wahrscheinlich kann man das schaffen, aber dann sitzt man nur im Auto. Die Wege zwischen den einzelnen Highlights sind doch recht weit, und man will ja auch Zeit haben, alles zu genießen und nicht jeden Abend tot im Hotelbett zusammenbrechen. Wir haben es deshalb so gemacht, dass wir uns für insgesamt eine Woche erst den Süden bis zur Gletscherlagunge Jökullsarlon, dann den Golden Circle und zuletzt ein bisschen vom Westen vorgenommen haben. Man hätte in der Woche wahrscheinlich noch viel mehr sehen können, aber wir wollten eben nicht auf der Flucht sein. Deshalb sah unsere Island-Reise folgendermaßen aus:

Tag 1 – Reykjavik

Wir sind sind von Berlin mit Icelandair nach Reykjavik geflogen (die Flüge haben wir online gebucht). Am Flughafen konnten wir unseren Mietwagen abholen und sind dann direkt ins Zentrum Reykjaviks gefahren, wo unser Hotel lag. Zum Thema Hotels in Island muss man wissen: Sie sind – wie alles – deutlich teurer als bei uns, haben dafür aber einen sehr viel niedrigeren Standard. Die Isländer halten es da offenbar mit der Devise „reicht ja“; es gibt ein Bett, ein Bad mit Dusche, alles sehr nüchtern und leider oft etwas lieblos. Wenn man einen etwas höheren Standard (also etwa wie bei uns im Motel One ) will, muss man richtig Geld in die Hand nehmen. Was man auch noch wissen muss: Vor allem in den Hotels in und rund um Reykjavik riecht das heiße Wasser oft stark nach Schwefel, da wird duschen richtig interessant. Aber so ist das eben mit der geothermalen Energie 😉

Reykjavik selbst ist als Stadt kein so großes Highlight. Erwartet nicht sowas wie Kopenhagen oder Stockholm. Irgendwie wirkt alles sehr zusammengewürfelt und man fragt sich ständig, was will uns der Künstler damit sagen? Dennoch ist es nett, durch die Straßen zu schlendern, die teilweise bunten Wellblechhäuser anzuschauen und bergauf zur berühmten Hallgrimskírkja zu laufen, die einem Wasserfall nachempfunden ist. Besonders in der Abendsonne ist die Kirche ein toller Anblick.

Tag 2-3 – Reykjavik -> Kirkjubaerklaustur

Der erste Tag unseres Island-Roadtrips beginnt gleich mit einer längeren Autostrecke: 207 Kilometer sind es bis zu unserem nächsten Hotel in Kirkjubaerklaustur. Da die Ringstraße 1 eine Landstraße ist, auf der im Höchstfall 90 km/h erlaubt sind, dauert das seine Zeit. An der Strecke liegen auch ein paar Highlights, bei denen wir natürlich anhalten. Zunächst ist da der Seljalandsfoss, ein wunderschöner Wasserfall, bei dem man auch hinter den „Wasservorhang“ laufen kann. Danach sind wir ziemlich feucht, wandern aber noch ein paar hundert Meter weiter zum kleineren Gljúfurárfoss, der sich teilweise in einer halboffenen Höhle verbirgt.

Auf dem Weg zum nächsten Stop treffen wir auf einen alten Bekannten: Der Vulkan Eyafjallajökull liegt links von der Ringstraße. Auf der rechten Seite erinnert ein kleines Info-Center an den Ausbruch im Jahr 2010, als Europas Flugverkehr wegen der riesigen Aschewolke für Tage zum Erliegen kam. Danach ist wieder ein Wasserfall dran: Den Skogafoss sieht man schon von weitem, wenn man sich auf der Ringstraße nähert. Er ist ganze 25 Meter breit und rauscht sehr malerisch aus 60 Metern in die Tiefe. Über eine Treppe rechts daneben kann man auch nach oben steigen.

Von dort geht es weiter zum Sólheimajökull-Gletscher. Der ist eher unspektakulär, weil die Eisberge in der Lagune durch Vulkanasche eher grau als weiß sind. Außerdem fing es dort an, geradezu waagerecht zu nieseln und war sehr ungemütlich. Wir bezahlen also schnell unsere Parkgebühren per QR-Code auf dem Parkplatzschild (bei manchen Sehenswürdigkeiten ist das Parken gratis, aber die meisten berechnen – kontrolliert per Kameras – umgerechnet etwa 7 Euro Parkgebühren, dafür zahlt man aber fast nirgendwo Eintritt) und machen uns wieder auf den Weg.

Es geht zum schwarzen Sandstrand von Reynisfjara (aka Black Sand Beach), der sehr malerisch, aber für seine Springfluten bekannt ist, die schon einige wagemutigen Touristen das Leben gekostet haben. Neben dem wirklich pechschwarzen Sand und einigen fotogen aus dem Meer ragenden Felsen kann man hier nicht nur Höhlen mit achteckigen Basaltsäulen entdecken, sondern auch die in den Felsen brütenden Papgeientaucher per Fernglas beobachten. Das Wetter hat sich, wie in Island üblich, mittlerweile auch wieder berappelt (die Isländer sagen: „Wenn dir das Wetter nicht gefällt, warte einfach 10 Minuten!“)

Das nächste Stück Weg führt uns durch Lavafelder. Unendliche Weiten – alles Lava. Gegen Abend sind wir dann in unserem Hotel in Kirkjubaersklaustur. Der Ort ist unspektakulär, wie eigentlich alle Orte in Island, fanden wir. Manchmal stand im Reiseführer, der und der Ort sei sehenswert – fanden wir irgendwie nie. Sehenswert sind nur die Orte, die nicht von Menschen gemacht sind, aber davon gibt es ja reichlich.

Wie am nächsten Tag die Gletscherlagungen Fjällsarlon und Jökullsarlon. Vom Hotel aus fahren wir dahin nochmal gut anderthalb Stunden, fast nur durch Lava. Ab und zu erhebt sich eine Art Bergmassiv aus der Landschaft, natürlich alles vulkanischen Ursprungs. Irgendwann ist es dann soweit und man sieht in der Ferne den Vatnajökull, mit 8100 Quadratkilometern der größte Gletscher Europas. Schon von weitem wahnsinnig beeindruckend! Bei einer Fahrt mit Zodiac-Schlauchbooten auf der Gletscherlagunge Jökullsarlon kommt man schon recht nah an die schwimmenden Eisberge heran, die vom Gletscher abgebrochen sind und über die Lagune langsam ins Meer treiben. Wirklich aufregend und unwirklich schön! Wer es bequemer will, macht eine Fahrt mit dem Amphibienboot (kann vor Ort gebucht werden). In der Lagune wurden übrigens, wie an mehreren Orten in Island, auch Szenen aus „Game of Thrones“ und „James Bond“ gedreht.

Keinesfalls verpassen sollte man den gegenüberliegenden „Diamond Beach“. Vom Parkplatz der Jökullsarlon Lagune kann man bequem hinüber spazieren und dort die riesigen Eiskristalle bestaunen, die im schwarzen Sand liegen. Ich fand es magisch! Im Fluss, der von der Lagune ins Meer geht, haben wir sogar einen Seehund gesehen.

Mit einem Rückweg von 1,5 Stunden nach Kirkjubaersklaustur war Tag 3 dann auch fast schon wieder rum. Als Restaurantempfehlung hätte ich noch das „Kjarr Restaurant“ für Euch. Nicht günstig (in Island ist Essen gehen einfach sauteuer), aber wirklich gut und sehr netter Service.

 

Tag 4-5 – Golden Circle

Unsere nächste Station liegt nahe des Golden Circle, den man in Island natürlich unbedingt gesehen haben muss. Das bedeutet, die Fahrt geht zurück über die Ringstraße 1. Unser Hotel liegt ziemlich in der Pampa; wenn ich einen Übernachtungsort empfehlen müsste, wäre das mit dem Wissen von heute der Ort Laugarvatn. Von dort aus ist man schnell im Þingvellir Nationalpark. Auf dem Weg halten wir an der Secret Lagoon in FlúðirDabei handelt es sich um Islands ältestes Schwimmbad. Ein kleines Steinbecken wird von geothermalen (Stinke-)Quellen mit heißem Wasser beliefert. Man treibt entspannt mit Poolnudeln im Becken und freut sich über die Wärme. Netter Zwischenstop!

Nächstes Highlight: Der berühmte, riesige Gulfoss Wasserfall. Der „goldene Wasserfall“ ist wirklich sehenswert, und wer Glück hat, erlebt ihn bei Sonnenschein mit einem großen Regenbogen, den die Sonne in den Sprühnebel malt. Wir hatten leider ein paar Wolken, aber das hat der Schönheit keinen Abbruch getan. Um die Größe des Wasserfalles wirklich zu erkennen, müsst Ihr euch das Bild unten genau anschauen: Auf dem Felsen links im Bild sind winzige Menschen zu erkennen!

Vom Gulfoss aus ist es nicht mehr weit bis zum Strokkur, der in den Haukaladur Geothermal Fields liegt. Im gleichen Bereich findet sich auch der Große Geysir, der allen heißen Fontänen seinen Namen lieh, aber leider seit ein paar Jahren nur noch vor sich hin hechelt. Der Strokkur dagegen sprüht etwa alle 6 Minuten eine heiße, stinkende Fontäne gen Himmel – sehr lustig!

Am nächsten Tag geht es für uns nach dem Frühstück im Hotel zeitig los, denn wir haben Tickets fürs Schnorcheln in der Silfra-Spalte (vorab gebucht über Viator bei Troll Expedition, sehr empfehlenswert). Die Silfra-Spalte verläuft genau zwischen der nordamerikanischen und der eurasischen Kontinentalplatte und ist mit feinstem, super klarem Gletschwasser gefüllt. Man sagt, es sei das klarste Wasser des Planeten. Leider hat es ganzjährig nur 2 Grad, so dass wir zuerst einen Trockentauch- und darüber einen Neopren-Anzug anziehen müssen (Bringt euch eine Loggins oder lange Unterhose, ein Shirt und ein paar dicke Socken zum Drunterziehen mit. Der Körper bleibt komplett trocken, nur Kopf und Hände werden nass). Die Einweisung durch die Guides ist sehr genau und man muss keine Angst haben. Dank der luftgefüllten Anzüge treibt man sowieso nur an der Oberfläche und kann nicht untergehen 😉 Und auch wer noch nie geschnorchelt ist, sollte keine Probleme haben, wenn er sich traut, sein Gesicht ins kalte Wasser zu tauchen. In unserer Gruppe war allerdings ein Amerikaner, der eine kleine Panikattacke bekam und nicht mit wollte. Ich fand es super easy, durch die Spalte zu schwimmen, zumal man sogar von der Strömung getragen wird und die Flossen fast nicht braucht. Und ganz ehrlich: Das war eins der tollsten Dinge, die ich je gemacht habe! Man kann ganz weit in die Tiefe schauen und an einer Stelle sogar mit jeder Hand eine der Kontinentalplatten berühren! Auf dem Bild unten seht Ihr mich mit den Händen an Nordamerika und Eurasien (und das dicke runde ist NICHT mein Bauch, sondern die Luft im Anzug!!!).

Nach dem Tauchen und Outfit-Wechseln bekommen wir alle eine heiße Schokolade und einen Schokoriegel zum Aufwärmen, aber ich muss sagen, das Einzige, was wirklich kalt war, waren Lippen und Hände, und selbst das merkt man vor lauter Adrenalin kaum.

Rund um die Silfra-Spalte erkunden wir den Þingvellir Nationalpark. Hier gibt es einen weiteren Wasserfall und man kann die Abbruchkante der nordamerikanischen Kontinentalplatte entlangspazieren. Was für ein Ort! Irgendwas zwischen Auenland und Mordor…

Auf dem Weg zurück ins Hotel schauen wir noch beim Kerið Krater vorbei. Dieser Vulkankrater ist mit Wasser gefüllt und ein tolles Fotomotiv. Kostet allerdings tatsächlich ein paar isländische Kronas Eintritt! Man kann um den Krater herum- und sogar runter zum See laufen.

Tag 6 – Borgarnes

Am nächsten Tag geht es für uns Richtung Nordwesten nach Borgarnes. Das liegt an einem Fjord und ist ganz hübsch, allerdings würde ich, wenn ich die Tour nochmal machen würde, gar nicht mehr so weit hoch in den Nordwesten fahren. Aber für uns lag auf der Strecke noch ein sehr schönes Tagesziel: Der geothermale Fluss Reykjadalur! Man wandert vom Parkplatz 70 Minuten stramm bergauf, bis man an einen heißen Fluss kommt, an dem ein Badeplatz eingerichtet wurde. Wir hatten schönstes (isländisches) Sommerwetter und 19 Grad, was fürs Wandern schon ordentlich warm war. Der heiße Fluss war trotzdem ein tolles Erlebnis, auch wenn die Mücken auf dem Weg (vor allem auf dem Rückweg!) echt genervt haben. Wir hatten uns hin schon gewundert, warum uns so viele Leute mit Moskitohauben entgegenkamen! Auf dem Hinweg geht man gegen den Wind, und das finden die Mücken nicht ganz so toll, aber mit Rückenwind auf dem Rückweg fallen sie geradezu über einen her. Ich habe dann eine Wedeltechnik mit meinem Jackenärmel entwickelt, mit der es einigermaßen ging…

Tag 7 – Keflavik – Blue Lagoon

Unser letztes Hotel lag schon in Keflavik nahe dem Airport. Das war ganz günstig, da wir für den letzen Tag den Besuch in der Blauen Lagune gebucht hatten. Da wir Tickets für 14 Uhr hatten, sind wir von Borgarnes aus vormittags zunächst zu den Leuchttürmen nach Akranes und dann nach Grindavik an der Südküste gefahren und haben dort im Harbour View noch zu Mittag gegessen. Dann wieder durch unendliche Lavafelder, und dann kam eins der 25 Weltwunder in Sicht – die Blue Lagoon. Auch, wenn es wahrscheinlich das tourischtiste ist, was man auf Island machen kann, finde ich es total empfehlenswert. Ich würde beim nächsten Mal vielleicht eher am Abend hingehen, aber auch um die Mittagszeit war es ok und die Menschen „verliefen“ sich in den riesigen Naturbecken mit dem warmen, türkisblauen Wasser. Es ist schon wirklich was Besonderes, was die Isländer da haben, und wir haben den Besuch nicht bereut!

Copyright: guidetoiceland.is

Zuletzt noch ein paar Tipps: Packt nicht zu viel Zeug ein! Ihr braucht ein Paar Wanderschuhe mit gutem Profil, ein paar Sneakers für abends und Badelatschen (wichtig!). Nehmt an Kleidung am besten nur Funktionszeug mit, das schnell trocknet; vielleicht mal ne Jeans und ein langärmliges Shirt für Abends. Jacken am besten im Lagenlook: Ich hatte eine dünne Thermojacke, eine Strickfleecejacke und eine Regenjacke mit, die ich zur Not alle drei übereinander ziehen konnte (musste ich nur einmal). Die Temperaturen reichten während unserer Woche von 10 bis 19 Grad, es war alles dabei von eklig feucht bis sehr sonnig (Achtung, die Strahlung ist heftig, immer Sonnenschutz mitnehmen!). Schicke Sachen braucht man nirgendwo, alle sind nur in Jack Wolfskin + Co. unterwegs. Badesachen und Flipflops sind wichtig, evtl. lange Unterwäsche für unter den Taucheranzug, falls Ihr die Schnorchel-Tour machen wollt. That’s it!

Wir haben die wichtigsten Sachen wie Blaue Lagune, Gletscherlagune mit dem Zodiac-Boot und Schnorcheln in der Silvia-Spalte vorab gebucht. Da wir im August in Island waren, war alles sehr gut besucht (aber dennoch vor Ort immer entspannt).

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