Wenn es neben Barcelona eine perfekte Kombination aus Städtereise und Strandurlaub gibt, dann ist es sicherlich Lissabon. Nicht umsonst heißt die portugiesische Hauptstadt mit zweitem Namen „Perle am Atlantik“.
Wer in Lissabon urlaubt, tut gut daran, sich ein paar Tage mehr Zeit zu nehmen, um die zahlreichen weiten, weißen Sandstrände mit ihrer teilweise heftigen Brandung zu entdecken. Hier kann man Wellenreitern und Kitesurfern zuschauen, kreischend ins ziemlich frische Wasser (Atlantik halt 🙄) rennen oder einfach nur die Sonne und die meditative Wirkung der Brandung genießen.
Zunächst jedoch zur Stadt selbst: Es wurde schon viel über Lissabons leicht morbide Schönheit geschrieben, und ich kann mich all dem nur anschließen. Zugleich präsentiert sich die Stadt am Tejo jedoch sehr modern und vor allem eins: extrem gechillt! Trotz Touristenströmen inklusive fast täglichem Einfall der Passagiere von Kreuzfahrtschiffen kommt selten Hektik auf. Okay, wir waren jetzt nicht zur Ferienzeit dort, aber dank ganzjährig milder Temperaturen hat „Lisboa“ ja auch fast ganzjährig Saison.
Wir haben ein Hotel in Estoril gebucht, weil wir Städtetrip und Strandurlaub kombinieren wollten. Der Ort ist einigen (Älteren) von Euch vielleicht noch aus der Formel 1 bekannt: Bis 1996 wurden auf dem Circuit do Estoril Weltmeisterschaftsrennen gefahren. Heute ist das Örtchen abgesehen von dem geradezu monströs anmutenden Spielkasino (die Portugiesen sind offenbar die absoluten Zocker und verspielen im Verhältnis zu ihrem Einkommen europaweit mit Abstand das meiste Geld!) eher verschlafen, hat aber einen netten Strand und ein paar schöne Lokale.
Von Estoril führt eine tolle Strandpromenade nach Cascais, auf der man in ca. 25 Minuten von einem Ort zum anderen spazieren kann, was vor allem abends sehr nett ist. Im Winter muss man wohl aufpassen, dass einen die gegen das Ufer schlagenden Wellen nicht hin und wieder „duschen“, aber jetzt im September war alles friedlich und wir sind insgesamt drei Mal, am Schluss bei Fast-Vollmond, über die Promenade zum Essen nach Cascais spaziert.
Von Cascais, Estoril, Oeiras und Carcavelos (um nur die bekannteren Küstenorte zu nennen) kann man bequem mit dem Vorortzug für 2,20 € pro Fahrt in 30 Minuten nach Lissabon fahren, ohne sich den Stress mit der Parkplatzsuche antun zu müssen. Total entspannt. Man kommt am Cais do Sodre an, von wo aus man bequem am Wasser entlang zur Praca do Commercio schlendern kann. Die stark an die Golden Gate Bridge erinnernde Ponte 25 de Abril und die Statue des Cristo Rei (unnützes Wissen: die siebthöchste Christusstatue der Welt…) am anderen Tejo-Ufer kann man vom Weg am Fluss ebenfalls bewundern.
Direkt gegenüber des Bahnhofs sind Markthallen, in denen man neben Obst, Gemüse und Fisch auch ganz frisch gebackene Pastéis de Nata bekommt. Dieses Gebäck wird ja mit Lissabon immer als Erstes in Verbindung gebracht, und ich muss sagen, das Zeug ist einfach nur GÖTTLICH! Ich könnte die Dinger echt inhalieren – leider kann ich mir das figürlich nicht wirklich leisten und habe mich deshalb auf einige Kostproben beschränkt…
Übrigens wird behauptet, dass die Pastéis in einem Kloster erfunden wurden, weil die Nonnen immer so viel Eiweiß zur Stärkung ihrer Hauben benötigten. Das Eigelb war dann übrig und deshalb haben die Nonnen dann ein Rezept entwickelt und daraus den leckeren Vanillepudding für die kleinen Törtchen gekocht. Jede Bäckerei hat ihr eigenes Spezialrezept, lecker sind sie alle. Meine Favoriten waren die in den Markthallen und in der Manteigaria im Bairro Alto, Rua do Loreto 2, wo man noch Puderzucker und Zimt in kleinen Tütchen extra dazu bekommt.
Natürlich kann man auch in Lissabon mit dem „Hop on – hop off“-Bus fahren. Muss man aber nicht – die Stadt ist erlaufbar, wenn man einigermaßen gut zu Fuß ist. Wie Rom ist auch Lissabon auf 7 Hügeln erbaut (obwohl es mir manchmal vorkam als wären es ein paar mehr 😉), die zu erklimmen sich nicht nur wegen der schönen Aussicht lohnt, die oben auf einen wartet. Ein Trost: man kann sich den einen oder anderen Aufstieg auch durch eine Fahrt mit einem der antiken Elevadores (Aufzüge) oder einer Standseilbahn erleichtern.
Unbedingt lohnend ist die Besichtigung des Castello! Kauft euch vorher ein paar Snacks und ein bisschen Wein und nehmt alles mit auf die Burg. Dort sind überall lauschige Plätzchen, an denen ihr euer Picknick verzehren und dabei einen grandiosen Blick auf Lissabon von ganz oben genießen könnt!
Ich werde jetzt hier nicht sämtliche Sehenswürdigkeiten aufzählen, die Ihr auch im Reiseführer findet. Da sucht sich jeder das heraus, was ihn interessiert. Ich fand es sehr schön, abends durch die Alfama oder das Bairro Alto, das frühere Arbeiter- und heutige Hipsterviertel zu schlendern und die Atmosphäre zu genießen.
Gegessen haben wir unter anderem bei „Santo Antonio de Alfama“ (Beco São Miguel 7), wo man ganz romantisch gegenüber einer Kirche auf der Terrasse unter Weinlaub sitzt. Die Preise sind ein Ideechen höher, aber der Lachs mit Mangosauce war sehr lecker, und als Starter bekommt man „vom Haus“ köstliche frittierte Kartoffelschalen mit Knoblauchmayonnaise.
Mit der berühmten Straßenbahn Linie 28 sind wir übrigens nicht gefahren. War uns zu voll – von wegen Geheimtipp und so…
Ein echtes „Muss“ ist Sintra: 25 km westlich von Lissabon liegt der Ort mit den jahrhundertealten Palästen. Ihr kommt bequem mit dem Bus dorthin (oder noch bequemer mit dem Leihwagen). Schon die Lage inmitten der grünen Hügel ist total schön, und auch der kleine Ort ist wirklich niedlich, wenn auch recht touristisch.
In Sintra gibt es jede Menge Sehenswertes; wir haben uns auf den Palácio Nacional und den Palácio da Pena beschränkt, damit hatten wir schon fast einen ganzen Tag zu tun. Man kann verschiedene Kombi-Tickets erstehen – nicht ganz billig, aber es lohnt sich. Wobei uns der Palácio Nacional mit den beiden riesigen weißen Schornstein-„Hüten“ von innen mehr beeindruckt hat.
Pena liegt dafür unfassbar hoch und hat ein bisschen was von Schloss Neuschwanstein, ist aber, vor allem von außen, ebenfalls beeindruckend. Der (Fahr-)Weg dorthin dauert von Sintra aus etwa 10 Minuten (und es geht NUR bergauf!). Man kann mit einem Bus für 5 Euro nochwas (Return-Ticket) fahren, aber wir haben uns eins der lustigen Tuktuk-Taxis für 5 Euro pro Person und Fahrt gegönnt.
Von Sintra aus erreicht man nach kurzer Fahrt Cabo da Roca, den westlichsten Punkt Europas. Hier kann man sich an der Steilküste den Wind um die Nase wehen lassen und die Aussicht vom „letzten Felsen vor Amerika“ genießen.
Nicht weit vom Cabo da Roca ist einer der schönsten Strände der Region. Der Praia Grande ist ein Mekka für Surfer und hat eine tolle Brandung.
Oder Ihr fahrt ein Stück zurück Richtung Cascais zum sensationellen Guincho Beach, wo Ihr jede Menge Kitesurfer bestaunen könnt. Wer keinen Mietwagen hat, kann auch von Lissabon aus mit dem Küstenzug nach Carcavelos fahren, dort ist ebenfalls ein sehr schöner Strand, und der Zug hält ganz in der Nähe. Der Atlantik ist aber überall gleich kalt 😜
In Carcavelos waren wir Donnerstags auch auf dem Markt. Der war eigentlich nicht weiter anders, als solche Märkte im Süden immer sind, mit einem schönen Obst-und Gemüseteil und einem Teil, wo billige Klamotten und fast echte Chanel- und Michael Kors-Taschen verkauft werden, dazwischen hin und wieder mal was Hübsches wie Körbe oder Schmuck aus Halbedelsteinen. Bemerkenswert fand ich, dass inmitten der Wühltische schwarz gekleidete, meist ältere Frauen saßen – auf dem Tisch wohlgemerkt! – und dem geneigten Kunden ihre sensationelle Angebote entgegen schrieen. Das hatte ein bisschen was von Slapstick!
Im kleinen Küstenörtchen Oeiras haben wir das Castelo de Pombal besichtigt, das leider gerade „under construction“ war. Es standen keine Möbel in den Räumen, aber die Gärten waren sehr hübsch. Muss man aber nicht unbedingt gesehen haben… In Oeiras selbst hatten wir Hunger und haben, weil wir mal keinen Fisch mit Kartoffeln wollten, ein tolles Burger-Lokal entdeckt, mit ganz frischen Zutaten und tollen vegetarischen Alternativen.
Was das Essen angeht: Es gibt überall frischen Fisch. Fisch mit Kartoffeln und Salat isst man in Portugal gern. Mein Mann liebt Sardinen, die hat er fast jeden Tag gegessen. Spannend und sehr lecker fand ich die Kabeljau-Kroketten (Pastéis de Bacalhau), die man fast überall bekommt. Einmal haben wir ein Experiment gemacht und Alentejana Suppe bestellt, das ist Brühe mit eingeweichtem Brot und pochiertem Ei. Vor dem Essen muss man alles einmal gut umrühren – schmeckt gar nicht übel!
Mein Fazit: Eine Woche war eigentlich nicht genug. Wir kommen bestimmt mal wieder nach Lissabon. Und nach den Stränden dort würde ich mir auch gerne mal die der Algarve angucken. Aber nur, wenn es dort auch Pastéis de Nata gibt!
Liebe Marion,
nun komme ich endlich dazu, deinen Portugal-Reisebericht zu lesen 🙂 Lissabon ist eine meiner absoluten Lieblingsstädte und es war schön, in Erinnerungen zu schwelgen! Wir waren bisher zweimal da – einmal reine Städtereise und einmal ein paar Tage Lissabon, bevor wir mit dem Mietwagen die Küste hoch bis nach Porto gefahren sind. Wir waren aber leider weder in Sintra noch in den von dir beschriebenen Küstenorten, aber das werden wir alles noch nachholen, denn in Portugal waren wir garantiert nicht das letzte Mal. Ach ja, und ich liebe die leckeren Pasteis de Nata ebenfalls 🙂
Liebe Grüße,
Kirsten
Liebe Kirsten,
ich denke, auch wir waren nicht das letzte Mal in Lissabon und an dieser wunderbaren Küste (schon allein wegen der Pastéis…). Außerdem fehlt uns noch die Algarve, also müssen wir mindestens noch zweimal wiederkommen 😉
GLG
Marion