Karlsbad – Wellness mit James Bond

(Werbung, da Markennnennung)Wenn ich mir einen Beruf aussuchen dürfte, wäre ich gern Location-Scout beim Film. Natürlich nur für High-End-Produktionen – sowas wie James Bond-Filme zum Beispiel! Stellt Euch vor, das Telefon klingelt und Barbara Broccoli ist dran und bittet Euch, die weltschönsten Drehorte für einen Agentenfilm zu suchen, der zu nicht unerheblichen Teilen in einem mondänen Casino (nicht sowas Schnödes wie Monte Carlo, da muss schon noch ’ne Schippe drauf!) und einem blattvergoldeten Grandhotel spielt!

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Szenen aus „Casino Royale“ mit Daniel Craig erstmals als 007

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Awesome, denkt Ihr Euch, schwingt Euch sogleich in Euer Auto (ein Aston Martin wäre hier angebracht) und fahrt ins tschechische Karlovy Vary alias Karlsbad. Dortselbst checkt Ihr im traditionellen Grandhotel Pupp ein und merkt sofort, dass Ihr alles richtig gemacht habt: Drehorte Hotelauffahrt/Rezeption/Restaurant – check! Ihr tretet vor die Tür, wendet Euch nach rechts und es haut Euch fast aus den Schuhen: Da steht ein unfassbar prächtiges Pseudo-Renaissance-Gebäude, das ganz laut CASINO schreit!

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Filmszene vor dem „Casino“

Innen besticht das Kaiserbad, das ist es nämlich in Wirklichkeit, zwar eher durch shabby chic aufgrund diverser Wasserschäden und dringend notwendiger Restaurierungen, AAAABER: Im. Ersten. Stock. Ist. Ein. Saal. Ein Saal, wie er in den feuchten Träumen eines Location-Scouts nicht schöner hätte vorkommen können – das Casino Royale! Nachdem Ihr Euch die Freudentränen abgewischt habt, greift Ihr zum iPhone, wählt eine Nummer in den USA und sagt mit einem Schluchzer in der Stimme: „Barbara, dear? I got it. And it’s perfect.“

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Karlsbad mit seinen schönen Jugendstilbauten
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Auch diesen Blick hat James Bond genossen

SO läuft das bei den Location-Scouts. Oder so ähnlich. Bei mir war es ein klein wenig anders: Ich kam nach Karlsbad, weil mein Mann da immer schon mal hin wollte und mir drei Tage Grandhotel Pupp zum Geburtstag geschenkt hat. Nun habe ich zwar eigentlich eine leichte Ostblock-Sperre (nicht hauen), aber ich reise gern und hatte noch nichts vor 😉

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Das Grandhotel Pupp – hier haben außer Daniel Craig auch schon viele andere Filmgrößen geschlafen – und ich!
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Vor dem Hotel sind Messingtafeln mit den Namen der prominenten Gäste in den Boden eingelassen

Ich gestehe, meine Erwartungen waren eher nicht soooo riesig, aber ich wurde eines Besseren belehrt: Das Grandhotel Pupp bewirtet seit dem 19. Jahrhundert Gäste, darunter viele große Namen. Das riesige Gebäude ist im neobarocken Stil erbaut und ja, es ist plüschig. Aber so muss das wohl sein. In einer Stadt, in der so ziemlich alles im Jugend- oder Zuckerbäckerstil erbaut ist, wohnt man nicht im Motel One (das es hier soweit ich weiß auch nicht gibt).

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Das Pupp ist riesengroß, aber trotzdem gemütlich, und man wird sehr nett empfangen und genießt alle Vorteile eines 5-Sterne-Hotels. Dazu gehören Kleinigkeiten wie ein Regenschirm auf dem Zimmer ebenso wie ein fürstliches Frühstücksbuffet und ein wirklich toller, flatschneuer Spa-Bereich mit Edelstahlpool inklusive Gegenstromanlage, diversen Düsen, Whirlpools, separatem Massagepool, Flowerpool mit echten Blüten im Wasser,  Meditationspool (whatever it is) und natürlich Saunabereich, Salzgrotte, Gym und diversen kosmetischen und medizinischen Anwendungen.

IMG_7240.jpgKinder sind am Pool nur zwischen 11 und 15 Uhr in Begleitung der Eltern erlaubt, wodurch ein entspanntes Frühschwimmen oder nachmittägliches Abhängen auf der Liege für Menschen gewährleistet ist, die ihren Teil in Sachen Welpenaufzucht bereits geleistet haben (sprich: Man hat seine Ruhe vor schreienden, spritzenden Kindern).

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Das opulente Treppenhaus

Die Zimmer sind gediegen eingerichtet. Modernes Design sucht man hier vergeblich, aber das würde auch wirklich nicht passen. Die Betten sind ausgezeichnet, die Bäder groß und in Marmor ausgestattet und gegen Abend kommt das Zimmermädchen, schlägt das Bett auf und fragt, ob man noch was braucht. Sehr nice!

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Comfort-Doppelzimmer mit Kingsizebett

Der Fitnessraum ist mit allem ausgestattet, was man nach dem sehr reichhaltigen böhmischen Essen so braucht. Netterweise gibt es zwei Fahrräder mit Bildschirm, die nicht nur Fernsehen. sondern auch Internet unterstützen. Da kann man sich dann während des Warmradelns in Ruhe auf youTube den Film mit den Original-Szenen aus Casino Royale anschauen, die in Karlsbad und im Pupp spielen.

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Apropos böhmische Küche: Nicht wirklich mein Ding, und ich gestehe, ich hatte ein wenig Angst. Aber es fand sich letztlich in jedem Restaurant etwas Essbares für Vegetarier. Besonders gefallen hat uns das Malé Versailles, das eine knappe Viertelstunde zu Fuß entfernt in der Nähe des Savoy Westend Hotels liegt. Wer richtig tschechisch essen will, kann das am besten in einem Wirtshaus; davon gibts direkt in der „Posh Zone“ von Karlsbad, also in direkter Umgebung des Grandhotel Pupp aber nicht so viele. Wir waren mal im „U Sweijk“, das in zweiter Reihe zur Fußgängerzone nicht weit vom Hotel entfernt lag. Dort ist das typisch böhmisch Essen sehr gut und sehr günstig (ich war vor allem ein Fan des Knoblauchbrotes, das man hier zum Bierchen nascht!). Man sollte dort aber tunlichst reservieren, es ist immer rappelvoll.

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Was mir im Grandhotel Pupp besonders gefallen hat, sind die Schwarzweiß-Bilder von zahlreichen Filmstars, die während des jährlich stattfindenden Filmfestivals hier gewohnt haben. Im Restaurantbereich hängt zum Beispiel ein riesiges Bild von Morgan Freeman, und vor der Becher-Bar im Keller eine ganze Serie von Willem Defoe. Sehr, sehr schön!

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Auch wenn das verlockend ist, wäre es eine Schande, die gesamte Zeit im Hotel zu verbringen! Karlsbad ist eine wunderhübsche Stadt mit grandioser Architektur. Ich alter Häuser-Stalker habe mich gar nicht mehr eingekriegt. Eine Villa schöner als die andere, und dazwischen Kolonnaden in der klassischen Bäderarchitektur.

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In Karlovy Vary macht man nämlich eigentlich eine Trinkkur, da überall in der Stadt heiße, mineralhaltige Quellen sprudeln. Das Wasser soll äußerst gesund sein, schmeckt aber eher geht so – ziemlich metallisch! Da sich die Minerale aus dem Wasser bei längerem Genuss auf den Zähnen absetzen können, werden überall unfassbar kitschige Porzellan-Schnabeltassen angeboten und man sieht tatsächlich Menschen mit diesen Dingern an den Brunnen stehen. Naja, wenn’s schön macht…

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Soll gesund sein, schmeckt aber, als würde man ein Messinggeländer ablecken…

Von Karlsbad aus ist man in einer Viertelstunde mit dem Auto in Locket, wo man ebenfalls einen kurze Filmszene für Casino Royale gedreht hat. Das pittoreske Städtchen wird nicht umsonst das „böhmische Rothenburg“ genannt, es ist wirklich sehr hübsch hier. Oberhalb der Stadt thront auf einem Felsen die Burg Loket, die man auch besichtigen kann. Vor allem die Folterkammern werden mit viel Detailliebe präsentiert – inklusive Ton!

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Ach auf dem Marktplatz von Loket wurde gedreht – vier Wochen lang, für eine Szene von 90 Sekunden!

Da man ja nicht den ganzen Tag am Pool liegen kann, haben wir uns auch Marienbad angeschaut, das mit dem Auto in ca. 40 Minuten von Karlsbad aus erreichbar ist. Auch hier viel schöne Architektur, aber kleiner und nicht so mondän wie Karlsbad. Muss man also nicht unbedingt machen.

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Schicke „Trink“-Arkaden in Marienbad

Zum Schluss noch mal zurück zu Casino Royal: Das Kaiserbad, in dem die Casinoszenen gedreht wurden, liegt direkt neben dem Grandhotel Pupp.

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Das Original

Es soll in den nächsten Jahren umfassend restauriert werden, aber wir konnten es für mickrige 2 Euro trotzdem besichtigen. Das Gebäude hat eine unglaublich schöne Bausubstanz, und der Saal ist eine Schau. Ich denke, wir werden in ein paar Jahren noch mal wiederkommen, wenn die Sanierung abgeschlossen ist!

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Stellt Euch das Ganze mit roten Teppichen und Roulette-Tischen vor – und natürlich mit 007 und Vesper!
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Eins der wenigen derzeit zugänglichen „Badezimmer“ im Kaiserbad. Hier sollte eigentlich der Franz Josef (der von der Sissi) rein, hat aber irgendwie nicht geklappt… Da war mir der moderne Wellnessbereich in unserem Hotel aber viel lieber!!!

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Zum Schluss noch mal der direkte Vergleich: Filmcasino – Kaiserbad!

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2 Kommentare

  1. Liebe Marion,

    in Karlsbad war ich auch noch nie und habe schon länger mal überlegt, ob sich das lohnt – zumal es von uns aus ja auch nicht wirklich weit weg ist. Deine Bilder haben mich auf jeden Fall darin bestärkt, das mal als Destination für einen Wochenendtrip ins Auge zu fassen. Die Architektur sieht ja echt traumhaft aus, und böhmisches Essen mag ich auch 😉

    Liebe Grüße,
    Kirsten

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